Der Artikel befasst sich mit den ethischen Fragen rund um die soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen in Hinblick auf deren Wertschöpfungskette. Der Artikel wurde von Dr. iur. Dr. rer. pol. Fabian Teichmann in Zusammenarbeit mit Chiara Wittmann verfasst und im Journal of Financial Crime im Juni 2022 veröffentlicht. International tätige Unternehmen sind mit zahlreichen Subunternehmen in verschiedensten Ländern geschäftlich verbunden. Deren wirtschaftliches Gewicht hat einen direkten Einfluss auf die Einhaltung von Menschenrechten sowie von umweltrechtlichen Standards. Damit diese Unternehmen jedoch anhand einer konkreten Orientierung ihre Verantwortung wahrnehmen, ist es nicht opportun, moralische Richtlinien zu definieren, da diese aufgrund deren Subjektivität jeglicher Präzision entbehren. Vielmehr sollten jene Unternehmen bestrebt sein, ein gesetzeskonformes Vorgehen im Geschäftsalltag durchzusetzen. Ist ein Gesetz mit eindeutigen Definitionen ausgestattet, so schafft dies auch für Unternehmen in Hinblick auf deren Verantwortung mehr Klarheit. Im Gegenzug wird das Gesetz aber nicht alle sozialen Forderungen berücksichtigen können, da ein zu grosser Anwendungsbereich die effektive Umsetzung schmälert. Zudem besteht die Gefahr, dass westliche Gesetzgeber von international tätigen Unternehmen verlangen, diese Standards auch in Entwicklungsländern umzusetzen, was häufig zu Konflikten und Verwerfungen mit lokalen Begebenheiten führt. Jedoch ist nicht bloss der Gesetzgeber in der Pflicht, ein verantwortungsvolles Verhalten seitens der Unternehmen einzufordern. Jeder Konsument entscheidet beim Kauf einer Ware, welche Werte er unterstützt, sofern er über die nötigen Informationen verfügt. Dabei gilt es hervorzuheben, dass sich in der klassischen Ökonomie das Menschenbild, wonach der Mensch stets seinen Nutzen maximieren möchte, hartnäckig hält. Dieses Menschenbild ist jedoch im Rahmen der neuen Sensibilisierung für menschenrechtliche und ökologische Fragen zu relativieren. Es liegt auf der Hand, dass Unternehmen versuchen werden, sich moralisch zu profilieren, um höhere Umsatzzahlen zu generieren, was dem Grundgedanken der unternehmerischen Verantwortung zuwiderläuft. Selbst wenn dieses Phänomen notgedrungen in Erscheinung treten wird, hat der Paradigmenwechsel bereits bei Unternehmern, Konsumenten und Gesetzgebern zu einem Umdenken geführt.
Zum Autor: Fabian Teichmann ist als Rechtsanwalt vor allen schweizerischen Gerichten zugelassen und nimmt als öffentlicher Notar des Kantons St. Gallen Beurkundungen vor.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. & Wittmann, C (2022). What does it mean for a corporation to take responsibility for ist supply chain ? Journal of Financial Crime. https://doi.org/10.1108/JFC-06-2022-0136.