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Terrorismusfinanzierung durch Hawala Banker in der Schweiz

Hawala Banking ist ein traditionelles islamischen Zahlungssystem, welches auf Vertrauen basiert. Hawala ist arabisch und bedeutet wechseln. Die Ursprünge von Hawala liegen im mittelalterlichen Südasien. Meist wird es in Ländern verwendet, wo Menschen nicht sesshaft leben oder kein verlässliches Bankensystem existiert. In manchen Fällen ist Hawala die einzige Möglichkeit, sicher Gelder zu transferieren. Häufig wird Hawala auch von Migranten genutzt, welche Gelder an in ihrem Heimatland verbliebene Familienmitglieder überweisen möchten, denn es ist einfach und schnell. Auch in Kriegsgebieten oder Ländern ohne funktionierendes Bankensystem ist Hawala ein beliebtes Zahlungssystem.

Des Weiteren führten erhöhte Sicherheitsmassnahmen der Banken kürzlich vermehrt dazu, dass Transaktionen abgelehnt wurden. Grund hierfür können beispielsweise arabische Namen, welche auf einer Sanktionsliste eingetragen sind, oder verdächtige Verwendungszwecke von Überweisungen sein. Personen, welche also einen häufig vorkommenden arabischen Namen tragen, welcher in Zusammenhang mit einem Terrorverdacht auf die Sanktionsliste eingetragen wurde, könnten Schwierigkeiten bei der Überweisung von Geldbeträgen durch das Bankensystem entstehen. Daher greifen die Betroffenen häufig auf Hawala zurück. Die Massnahmen der Banken erscheinen auf den ersten Blick unverhältnismässig, jedoch würde das Bekanntwerden einer Terrorismusfinanzierung durch eine renommierte schweizer Bank ganz zu schweigen von den rechtlichen Konsequenzen einen immensen Reputationsverlust für selbige bedeuten.

Hawala Banking ermöglicht eine Überweisung von Geldern aus allen Teilen der Welt innerhalb weniger Stunden. Hawala Banker betreiben das Geschäft meist nebenerwerblich in Reisebüros, Imbissbuden, Schneidereien und mehr. Eine Person, welche Geld überweisen möchte, sucht einen Hawaladar, also einen Hawala-Banker, auf, welcher das Geld entgegennimmt und der Person einen Zettel mit einem Zahlencode überreicht. Diesen teilt die Person dem Empfänger oder der Empfängerin telefonisch mit. Der Hawaladar kontaktiert telefonisch einen anderen Banker oder eine Bankerin im Empfängerland. Die EmpfängerInnen setzen sich mit dem Hawaladar in Verbindung, nennen den Zahlencode und nehmen das Geld entgegen. Folglich erfolgt kein physischer Austausch der Gelder. Die Hawaladare nehmen eine Provision und verrechnen allfällige Differenzen untereinander. Der Austausch von Geldern unter Hawala Bankern findet beispielsweise mithilfe gefälschter Import-Export Geschäfte statt. Ausserdem werden keine Quittungen an Kunden ausgestellt. Auf diese Weise können Terrorismusfinanciers unkompliziert Geld in Krisengebiete überweisen, da praktisch kein Paper Trail entsteht, welcher sie belasten könnte.

Alle potentiell mit Hawala Banking in Verbindung stehenden Transaktionen sollten kritisch hinterfragt und bei geringsten Zweifeln abgelehnt werden. Ein allfälliger Reputationsverlust wäre fatal für Banken. Des Weiteren stehen die Risiken, welche von Hawala ausgehen in keinem vernünftigen Verhältnis zu den allfälligen Kosten für Compliance-Massnahmen. Regulierungsbehörden sollten strikt gegen alle Formen von Hawala vorgehen und Gesetzgeber sollten alternative Zahlungssysteme mit harten Sanktionen strafen, um Terrorismusfinanzierung und Geldwäscherei zu unterbinden.

Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. & Falker, M.C. (2020). Terrorismusfinanzierung durch Hawala-Banker in der Schweiz. Compliance Berater, 1/2020, 30–33.