Der Artikel wurde von Dr. iur. Dr. rer. pol. Fabian Teichmann verfasst und 2017 in der Fachzeitschrift «Kriminalistik» veröffentlicht. Der Artikel beschreibt Vor- und Nachteile von Parallelbankensystemen. Obwohl der Zugang zu diesen Systemen oft schwierig ist, bieten sie kostengünstige und seriöse Dienstleistungen an. Diese sind anfälliger für Terrorismusfinanzierung aufgrund fehlender Compliance-Massnahmen. Eine Kombination von parallelen und herkömmlichen Bankensystemen kann dazu führen, dass es nicht mehr möglich ist, die Herkunft oder den Zweck der Gelder nachzuvollziehen. Der entscheidende Vorteil besteht darin, dass der Zugang zu Parallelbankensystemen oftmals über persönliche Kontakte und geschlossene Systeme erfolgt. Bargeldgesellschaften sowie Länder, welche vom modernen Finanzsystem aufgrund infrastruktureller Herausforderungen nur rudimentär erfasst sind, greifen daher auf traditionelle Bankensysteme zurück, wie beispielsweise das Hawala-Bankensystem. Ausserdem können Hilfsorganisationen als Tarnung verwendet werden, um grössere Summen in entlegene Regionen zu überweisen. Des Weiteren ist es auch möglich, fiktive Rechnungen oder Handelsgeschäfte zu nutzen, um Geld zu transferieren. Parallelbankensysteme werden von den Sorgfaltspflichten des Finanzsektors nicht erfasst, weswegen die Gefahr für Terrorismusfinanzierer eher klein ist, aufgrund einer Meldung an die Strafverfolgungsbehörden aufgedeckt zu werden. Selbst wenn eine Meldung erfolgt und der Terrorismusfinanzierer die Nutzung von Parallelbankensystemen rechtfertigen muss, besteht die Möglichkeit, einen plausiblen Vorwand geltend zu machen. In dieser Hinsicht können Terrorismusfinanzierer beispielsweise behaupten, dass sie Familienangehörige im Herkunftsland finanziell unterstützen möchten. Allerdings besteht bei Parallelbankensystemen ein gewisses Verlustrisiko. Da die Transaktionen primär auf Vertrauen basieren, ist es häufig nicht möglich, allfällige Ansprüche einzuklagen. Insgesamt überwiegen jedoch die Vorteile der Parallelbankensysteme, da sich Entdeckungsrisiken mit verhältnismässig geringem Aufwand reduzieren lassen.
Zum Autor: Fabian Teichmann ist Rechtsanwalt, öffentlicher Notar sowie Unternehmensberater. Als Anwalt ist er in St. Gallen und Zürich vorwiegend in den Bereichen Gesellschafts-, Handels-, Arbeits-, Verwaltungs- und Strafrecht tätig.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F (2017). Terrorismusfinanzierung, Teil 2: Die Bedeutung der Parallelbankensysteme. Kriminalistik, 71 (12), 730-73, 2017.