Dieser Artikel, der von Fabian Teichmann und Sonia Boticiu verfasst wurde, untersucht die rechtlichen Auswirkungen und Vorteile von Cyber Threat Intelligence (CTI) für Anwaltskanzleien. Er unterstreicht die Notwendigkeit, dass diese Organisationen CTI als Mittel zum Schutz der sensiblen Daten ihrer Mandanten und zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen einsetzen. Es hat sich gezeigt, dass CTI einen Vorwarnmechanismus gegen Cyberangriffe bietet und das Risiko von Datenverletzungen und Geldverlusten verringert. Das Papier hebt auch Probleme wie Datenqualität und Datenschutzbelange hervor, die eine angemessene Integration von CTI erfordern, um die Cybersicherheit zu erhöhen und die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten.
Anwaltskanzleien sind wie Lagerhäuser für grosse Mengen sensibler Daten, darunter auch durch das Anwaltsgeheimnis geschützte Mandanteninformationen. Dies macht sie zu lukrativen Zielen für Cyberkriminelle, die diese Daten für Erpressung, Betrug und andere kriminelle Aktivitäten ausnutzen können. Eine Datenschutzverletzung kann für Anwaltskanzleien schwerwiegende finanzielle, rufschädigende und rechtliche Folgen haben, einschliesslich zivilrechtlicher Haftung und Disziplinarmassnahmen. Dies sind die 3 rechtlichen Folgen von Cyber-Bedrohungen:
Ausrichtung: Festlegung klarer Ziele für das KTI-Programm, einschliesslich der Einhaltung rechtlicher Anforderungen und des Schutzes sensibler Kundendaten. In dieser Phase werden die rechtlichen Auswirkungen von Datenschutzverletzungen bewertet und entsprechende Prioritäten gesetzt.
Sammeln: Sammeln von Informationen aus verschiedenen Quellen, einschliesslich interner Sicherheitsgeräte, Bedrohungsdaten-Feeds und Open-Source-Informationen. Zu den rechtlichen Erwägungen gehört, dass die Methoden der Datenerfassung den Datenschutzgesetzen entsprechen und nicht gegen die Rechte Dritter verstossen.
Verarbeitung: Umwandlung von Rohdaten in ein brauchbares Format bei gleichzeitiger Gewährleistung der Datengenauigkeit und -integrität. Anwaltskanzleien müssen robuste Datenverarbeitungsprotokolle einführen, um die Datenschutzbestimmungen einzuhalten.
Analyse: Umwandlung von verarbeiteten Daten in verwertbare Informationen. Rechtsteams müssen die Auswirkungen potenzieller Bedrohungen bewerten und über angemessene rechtliche Reaktionen entscheiden, wie etwa die Benachrichtigung betroffener Parteien und Aufsichtsbehörden.
Verbreitung: Weitergabe von Analyseergebnissen an relevante Interessengruppen, einschliesslich Rechtsbeistand, Mandanten und Regulierungsbehörden. Anwaltskanzleien müssen sicherstellen, dass die Weitergabe von Informationen mit Vertraulichkeitsvereinbarungen und rechtlichen Anforderungen übereinstimmt.
Rückmeldung: Nutzung des Feedbacks der Interessengruppen zur Verbesserung des KTI-Programms. Dazu gehört auch die Einbeziehung rechtlicher Erkenntnisse zur Verbesserung des Datenschutzes und der Compliance-Massnahmen.
Proaktives Risikomanagement: CTI ermöglicht es Anwaltskanzleien, Risiken zu erkennen und zu mindern, bevor sie sich zu erheblichen rechtlichen Problemen auswachsen. Durch die frühzeitige Erkennung von Schwachstellen können Kanzleien Datenschutzverletzungen verhindern und die gesetzlichen Vorschriften einhalten.
Kosteneinsparungen: Durch die Implementierung von CTI können Anwaltskanzleien beträchtliche Summen einsparen, indem sie kostspielige Datenschutzverletzungen verhindern und Bussgelder im Zusammenhang mit der Nichteinhaltung von Vorschriften vermeiden. Effektive Bedrohungsdaten helfen dabei, robuste Aktionspläne zu entwickeln, um die rechtliche Haftung zu minimieren.
Verbesserte Sicherheitsposition: CTI bietet eine eingehende Analyse von Cyber-Bedrohungen und hilft den juristischen Teams, Angriffstechniken zu verstehen und zu bekämpfen. Dies verbessert die Fähigkeit der Kanzlei, sensible Daten zu schützen und rechtliche Verpflichtungen einzuhalten.
Austausch von Informationen: Die KTI erleichtert den Austausch kritischer Cybersicherheitsinformationen mit anderen Organisationen und fördert so einen kooperativen Ansatz zur Bedrohungsabwehr. Zu den rechtlichen Erwägungen gehört es, sicherzustellen, dass die gemeinsam genutzten Informationen den Datenschutzgesetzen entsprechen und die Vertraulichkeit der Kunden nicht gefährden.
Datenüberlastung: Die riesige Menge an Bedrohungsdaten kann juristische Teams überfordern, so dass es schwierig wird, Prioritäten zu setzen und auf relevante Informationen zu reagieren. Anwaltskanzleien müssen effiziente Verfahren zur Datenverwaltung einführen, um diese Flut zu bewältigen.
Fachwissen der Mitarbeiter: Viele Anwaltskanzleien verfügen nicht über das erforderliche Fachwissen, um CTI effektiv einzusetzen. Um den Nutzen von Threat Intelligence zu maximieren, sind Investitionen in Schulungen und die Einstellung von Fachkräften unerlässlich.
Rechtliche und datenschutzrechtliche Bedenken: Die gemeinsame Nutzung sensibler Informationen birgt erhebliche rechtliche Probleme, einschliesslich des möglichen Missbrauchs von Daten und der Verletzung der Vertraulichkeit. Anwaltskanzleien müssen sich mit diesen Fragen sorgfältig auseinandersetzen, um die Einhaltung von Vorschriften zu gewährleisten und Kundendaten zu schützen.
Interoperabilität: Unterschiede bei den Standards und Formaten für Bedrohungsdaten können einen effektiven Datenaustausch behindern. Die Annahme standardisierter Rahmenwerke, wie die von der MITRE Group entwickelten, kann zur Lösung dieser Interoperabilitätsprobleme beitragen.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in Fabian M. Teichmann & Sonia R. Boticiu (2024). https://link.springer.com/article/10.1365/s43439-024-00117-1