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Methoden der Bestechung in multinationalen Konzernen

Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Methoden der Bestechung in multinationalen Konzernen. Geschrieben wurde der Artikel von Dr. Dr. Fabian Teichmann, LL.M., Rechtsanwalt und Notar in St. Gallen und veröffentlicht wurde er in der Zeitschrift Journal of Financial Crime.

Für den vorliegenden Beitrag wurden 100 Interviews mit Kriminellen und Compliance-Experten durchgeführt. Durch diese Interviews konnten Kenntnisse über konkrete Techniken zur Beschaffung von Mitteln für Bestechung und Überweisung von Bestechungsgeldern an Gegenparteien ermittelt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Compliance-Mechanismen, die darauf abzielen, Bestechung in multinationalen Unternehmen zu verhindern, leicht umgangen werden können.

Die Gründe für das Verbot von Bestechung sind vielfältig. In der Regel ist Bestechung mit ineffizienter Ressourcennutzung, ungerechter Einkommensumverteilung und Sezession verbunden. Weiter gefährdet sie die privaten Eigentumsrechte und kann ein bedeutendes Hindernis für die Anziehung ausländischer Direktinvestitionen sein. Oftmals wird sie daher als Hindernis für die Entwicklung gesehen. Daher wurden auf der ganzen Welt Gesetze gegen Bestechung erlassen.

Multinationale Unternehmen verpflichten ihre Mitarbeitenden im Rahmen ihrer Compliance-Massnahmen, Bestechung zu vermeiden, um nicht durch die Strafverfolgungsbehörden sanktioniert zu werden. Zu diesem Zweck haben die meisten multinationalen Konzerne strenge Anti-Korruptionsrichtlinien und Compliance-Mechanismen entwickelt. Dennoch gibt es unzählige Unternehmen, in denen es weiterhin zur Bestechung kommt. Zur Beseitigung der Bestechung in multinationalen Unternehmen muss zunächst analysiert werden, wie die Bestechungsgelder zustande kommen. Wenn potenzielle Finanzierungsquellen ausgeschaltet werden könnten, so könnte man die Bestechung erfolgreich bekämpfen.

Eine der bekanntesten Methoden zur Finanzierung der Bestechung stellt die Bezahlung für Rechnungen fiktiver Beratungsdienstleistungen, die nicht erbracht worden sind, dar. Weiter stellen Anwaltskosten eine fortgeschrittenere Version dieses Systems der Dienstleistungsrechnungen dar. Diese haben den grossen Vorteil, dem Berufsgeheimnis zu unterliegen. Beispielsweise darf ein Schweizer Anwalt nicht offenlegen, zu welchem Zweck die Dienstleistung erbracht wurde. Er oder sie könnte nun also fiktive Rechnungen stellen, um Kunden zu helfen, Gelder für die Bestechung zu beschaffen. Multinationale Unternehmen überweisen Gelder an eine Anwaltskanzlei, die dann Gelder zur Bestechung an Dritte bezahlen. Diese Methode ist jedoch schwer durchführbar, da die meisten Anwältinnen und Anwälte in der Schweiz risikoscheu sind. Bei Anliegen oder Fragen zum Thema Bestechung können Sie sich gerne bei unseren Anwältinnen und Anwälten in Frauenfeld, Zürich und St. Gallen melden.

Zum Autor: Fabian Teichmann ist Rechtsanwalt in der Schweiz. Ausserdem ist er öffentlicher Notar in St. Gallen und leitet Beratungsgesellschaften in Dubai, Liechtenstein und England. Des Weiteren ist er als Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland.

Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. (2019). Methods of bribery in multinational corporations. Journal of Financial Crime, 6(4), 1078–1084.