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Kryptowährungen und Finanzdelikte: Lösungen aus Liechtenstein

(Originalbeitrag: Cryptocurrencies and financial crime: solutions from Liechtenstein)

Seit der Einführung von Bitcoin im Jahr 2008 haben Kryptowährungen den Ruf, Finanzdelikte zu begünstigen. Die Annahme wird durch vielzählige Studien und Daten bestätigt. Kryptowährungen werden allgemein nicht von einer vertrauenswürdigen dritten Partei wie beispielsweise Finanzintermediären überwacht und reguliert. Ausserdem gewähren sie ein hohes Mass an Anonymität. Weitere Herausforderungen in diesem Zusammenhang ergeben sich daraus, dass innovative Technologien sich meist schneller entwickeln als die entsprechenden rechtlichen Rahmenwerke, welche sie regulieren sollen. Somit verlieren allfällig implementierte Regulierungen häufig schnell ihre Wirkung, da die Technologie sich bereits weiterentwickelt hat.

Um zu erforschen, wie Kryptowährungen Finanzdelikte begünstigen können, wurde eine qualitative Studie mit vermeintlichen AnbieterInnen illegaler Finanzdienstleistungen sowie Compliance-ExpertInnen durchgeführt. Diese ergab, dass kriminelle Akteure oftmals auf andere Sektoren als den Finanzsektor ausweichen, da dieser stark reguliert ist. Unter den weniger regulierten Sektoren sind Kryptowährungen äusserst beliebt. Selbst wenn diese in einer Jurisdiktion reguliert werden, ist für die Behörden kaum nachvollziehbar, wer der oder die wirtschaftlich Berechtigte hinter einer Transaktion ist.

Gemäss den InterviewpartnerInnen haben Kryptowährungen einige wichtige Vorteile: sie sind anonym, ihre Aufbewahrung ist weniger risikoreich, als dies bei anderen Vermögenswerten der Fall ist und sie können für Transaktionen im Darknet genutzt werden. Ausserdem sind internationale Geldtransfers mit Kryptowährungen weitaus günstiger als traditionelle Überweisungen und unterstehen keinen Kontrollen. Somit können Kryptowährungen beispielsweise für Zwecke der Terrorismusfinanzierung, Geldwäscherei und Korruption verwendet werden.

Die Ergebnisse der Studien verdeutlichen, dass sich Kryptowährungen aufgrund ihrer dezentralisierten, transnationalen Natur lokalen Regulierungen weitestgehend entziehen. Im schlimmsten Fall, weichen StraftäterInnen einfach auf eine andere Jurisdiktion aus, um lokale Regulierungen zu umgehen. Damit Finanzdelikte effektiv verhindert werden können, muss dementsprechend ein internationales gesetzliches Rahmenwerk etabliert werden.

Als Vorbild für dieses internationale Regelwerk könnte das liechtensteinische Token- und VT-Dienstleister-Gesetz (TVTG) dienen. Dieses reguliert anders als andere Ansätze nicht nur den Gebrauch von Kryptowährungen, sondern sämtliche Anwendungsbereiche der Blockchain, also der Technologie, welche Kryptowährungen antreibt. Das TVTG ist so ausgelegt, dass es auch in Zukunft seine Wirkung nicht verlieren kann, was es besonders wirkungsvoll macht.

Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F., & Falker, M.C. (2020). Cryptocurrencies and financial crime: solutions from Liechtenstein. Journal of Money Laundering Control. https://doi.org/10.1108/JMLC-05-2020-0060.