Die Vereinigten Arabischen Emirate sind bekannt für ihren Ölreichtum, welcher ihnen innerhalb kurzer Zeit zu immensem wirtschaftlichem Wachstum verholfen hat. Insbesondere Dubai zieht eine Vielzahl von Touristen an und gilt als Hotspot für den Handel mit Gold und Diamanten sowie Wolkenkratzer und Reichtum. Insbesondere die Rohstoffindustrie trägt signifikant zu diesem Reichtum bei, indem sie ausländische Unternehmen und InvestorInnen anlockt. Diese bevorzugen meist Dubais zahlreiche Freihandelszonen für die Etablierung ihrer Geschäfte, da ausländischen Personen nur dort eine 100-prozentige Eigentümerschaft gestattet ist. Kritikern zufolge sind die Compliance-Anforderungen der Offshore-Banken oftmals gering, was sie zu einem potentiellen Gefahrenfaktor für die Umgehung von Besteuerung und Sanktionen aber auch Finanzdelikten wie der Geldwäscherei macht.
Anhand von 28 qualitativen Interviews mit Compliance-ExpertInnen und mutmasslichen AnbieterInnen illegaler Finanzdienstleistungen wurden konkrete Methoden zur Umgehung von finanziellen Sanktionen via Dubais Rohstoffindustrie rekonstruiert. Dubais einzigartigen Gegebenheiten ermöglichen die Errichtung komplexer Strukturen in der Rohstoffindustrie, welche die Umgehung von Sanktionen aus verschiedenen Gründen ermöglichen: (1) Die Rohstoffindustrie ist eine der primären Einkommensquellen in Dubai, (2) Dubai ist sehr aufgeschlossen gegenüber ausländischen InvestorInnen, (3) laxe Compliance-Regulierungen in den 45 Freihandelszonen und (4) die Ermöglichung von zeitnahen Unternehmensgründungen in den Freihandelszonen. Darüber hinaus ist die Rohstoffindustrie anfällig für Korruption.
Um finanzielle Sanktionen anhand der Rohstoffindustrie in Dubai zu umgehen, können sanktionierte Personen Strohleute beauftragen, welche in ihrem Auftrag Offshore-Bankkonten eröffnen und sodann Handelsfirmen in der Rohstoffindustrie gründen. Als Startkapital können sowohl legale als auch inkriminierte Gelder verwendet werden. Um Transaktionen mit anderen Personen durchzuführen, stellen die Sanktionierten Rechnungen im Namen des Unternehmens aus. Darüber hinaus kann das Unternehmen genutzt werden, um legitime Gewinne zu erwirtschaften, da die Rohstoffindustrie äusserst lukrativ ist. Weiterhin können verschiedene Tochtergesellschaften im Ausland gegründet werden, welche genutzt werden, um komplexe internationale Transaktionen durchzuführen. Diese nachzuvollziehen ist schwierig für Aufsichtsbehörden.
Um die Effektivität aktueller Compliance-Massnahmen zu erhöhen, sollten Offshore-Finanzzentren eine Erhöhung ihrer Compliance-Standards in Erwägung ziehen.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F., Falker, M.C. & Sergi, B.S. (2020). Corruption and the circumvention of financial sanctions via the extractive industries in Dubai. The Extractive Industries and Society, 7(3), 1022–1028. https://doi.org/10.1016/j.exis.2020.05.006.