Der Artikel wurde von Dr. iur. Dr. rer. pol. Fabian Teichmann verfasst und 2018 in der Fachzeitschrift Balkan Journal of Interdisciplinary Research (BJIR) veröffentlicht. Der Beitrag behandelt die Korruption in Verbindung mit multinationalen Unternehmen, welche in Osteuropa operativ tätig sind. Die Möglichkeit, dieser Korruption durch die gezielte Platzierung von Anreizen entgegenzuwirken, bildet den Kern des Artikels. Die bisherige Forschung hat den Fokus hauptsächlich auf den öffentlichen Sektor gesetzt, während die Rolle von Anreizen im privaten Sektor noch weiter untersucht werden muss, zumal die Modelle, die in früheren Studien entwickelt wurden, nur begrenzt auf die Bestechung in multinationalen Unternehmen anwendbar sind. Höhere Gehälter könnten im öffentlichen Sektor dazu führen, dass Beamte Bestechungsgelder ablehnen, um ihre gut bezahlten Stellen nicht zu gefährden. Um Bestechung innerhalb des Staates zu bekämpfen, könnte es somit notwendig sein, die Gehälter erheblich zu erhöhen, insbesondere wenn sie über den Opportunitätskosten der Mitarbeiter liegen und in direktem Zusammenhang mit den potenziellen Vorteilen aus der Annahme von Bestechungsgeldern stehen. Jedoch hat sich die bisherige Forschung kaum mit der Frage auseinandergesetzt, ob es möglich ist, die Bestechenden zu veranlassen, regelkonforme Verhaltensweisen vorzuziehen. Oftmals bestechen Mitarbeiter eines multinationalen Unternehmens Beamte eines Staates, der sich durch eine institutionelle Schwäche und Korruptionsanfälligkeit auszeichnet. Dies erscheint den genannten Mitarbeitern geradezu notwendig, wenn die operative Tätigkeit des Unternehmens aufgrund der schwachen Umsetzung des örtlichen Rechts beeinträchtigt wird. Des Weiteren können Leistungserwartungen gewisse Mitarbeiter dazu verleiten, Bestechungsgelder zu zahlen, um beispielsweise Bewilligungen oder Aufträge zu ergattern. Folglich wäre es geboten, ein Anreizsystem zu entwickeln, welches ebenfalls die Bestechenden umfasst, um die Korruption in einem eher schwachen Staat auszumerzen. Dies könnte beispielsweise dadurch ermöglicht werden, indem die Mitarbeiter eines multinationalen Unternehmens Bonuszahlungen für regelkonformes Verhalten erhalten würden. Zudem könnte auch die Teilnahme an Compliance-Programmen durch finanzielle Anreize erhöht werden.
Fabian Teichmann ist Inhaber der Anwaltskanzlei Teichmann International (Schweiz) AG, Rechtsanwalt, öffentlicher Notar und Unternehmensberater auf internationaler Ebene. Er ist zudem Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten und publiziert regelmässig Artikel zu strafrechtlichen Themen in unterschiedlichen Fachzeitschriften.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. (2018). Incentives versus bribery. Balkan Journal of Interdisciplinary Research (BJIR), 3(3), 12–15.