Im vorliegenden Artikel befasst sich der Autor Dr. iur. Dr. rer. pol. LLM. Fabian Teichmann mit dem potenziellen Nutzen von Anreizen für Whistleblowing, um Bestechung in multinationalen Unternehmen zu bekämpfen. Es soll aufgezeigt werden, dass Anti-Bestechungs-Mechanismen, die im öffentlichen Sektor bereits erfolgreich angewendet werden, auch in multinationale Unternehmen einsetzbar sind. Dazu wurden 35 Interviews mit korrupten Beamten und 35 Interviews mit Compliance Experten und Strafverfolgungsbeamten geführt.
Bestechung führt zu einer ineffizienten Nutzung von Ressourcen, einer ungerechten Einkommensverteilung und unstabilen sozialpolitische Situationen. Der Artikel beschreibt zudem ein Agenturproblem. Whistleblowing hilft dabei, dieses Problem zu lösen. Whistleblowing ist ein sozialer Akt, wo eine Partei das Fehlverhalten einer anderen Partei beobachtet und an eine dritte Partei meldet. Whistleblowers sind bereit zu akzeptieren, dass sie entweder als Verräter oder als Held angesehen werden. Viele Mitarbeitende haben jedoch Angst durch Whistleblowing ihre Karriere zu gefährden. Whistleblowing wird gefördert, indem Fehlverhalten klar definiert ist, ein Klima herrscht, dass Whistleblowing unterstützt, flache Hierarchie herrschen und eine ethische Kultur besteht. Zudem hat ein Unternehmen die gegensätzlichen Interessen des Hinweisgebers, die Rechte der Person, die sich falsch verhalten hat und die Bedürfnisse und Erwartungen der Organisation zu beachten. Die Entscheidung eine Meldung zu machen, wird auch von finanziellen Entlohnungen beeinflusst. Somit kann davon ausgegangen werden, dass geldwerte Anreize die Anzahl an Mitarbeitenden, die Meldungen bezüglich Fehlverhalten machen, steigern.
Die Studie, auf der dieser Artikel basiert, hatte zum Ziel die folgenden Fragen zu beantworten:
Aus den Interviews ergab sich, dass Anreize die Mitarbeitenden ermutigen würden, Fehlverhalten zu melden. In den USA erhalten Whistleblower im öffentlichen Sektor bereits solche Anreize. Dies lässt sich auch auf den privaten Sektor übertragen. Ausgleichszahlungen oder der Wert einer verhinderten Strafe könnten mit dem Hinweisgeber geteilt werden. Die interviewten Personen wiesen auch auf einige Risiken hin. Ein Unternehmen könnte durch solche Anreize von Whistleblowing-Meldungen überrollt werden und Whistleblowing wird oftmals als Denunziation angesehen. Zudem besteht das Risiko, dass ein Unternehmen die hochrangigen Angestellten, anstatt der Whistleblower, schützt. Potenzielle Hinweisgeber befürchten deshalb, dass sie, anstatt das Management, für deliktische Bestechungshandlungen verantwortlich gemacht werden und sie mit einer Kündigung oder Degradierung rechnen müssen. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass nur für grössere Vorfälle ein Anreiz ausbezahlt werden sollte, da die Angestellten sich sonst gegenseitig, für jedes kleine Vergehen melden könnten und das Vertrauen innerhalb des Unternehmens verloren ginge.