Der Artikel behandelt die Regulierungsmöglichkeiten in Hinblick auf den Nachhaltigkeitsgedanken, der sich in heutiger Zeit einer erhöhten Popularität erfreut. Der Artikel wurde von Dr. iur. Dr. rer. pol. Fabian Teichmann in Zusammenarbeit mit Chiara Wittmann verfasst und im Journal of Financial Crime im Juli 2022 veröffentlicht. Nachhaltigkeit ist ein Begriff, welcher als Modeerscheinung einen inflationären Charakter aufweist. Selbst wenn der Begriff unlängst das Vokabular von Politikern, Akademikern und Wirtschaftsführern dominiert, bleibt die Definition eher vage. Gemäss den Vereinten Nationen bezieht sich das Konzept der Nachhaltigkeit auf die Entwicklung, welche die heutigen Bedürfnisse abdeckt, ohne die künftige Generationen ihrer Fähigkeit zu berauben, ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Nachhaltigkeit kann jedoch nur garantiert werden, wenn die Staaten Regulierungsprojekte umsetzen, die sich anhand dreier Grundsätze orientieren: Machbarkeit, Anwendbarkeit, Konsistenz. Machbarkeit bedeutet, dass Nachhaltigkeitsvorschriften nur wirksam sind, wenn diese eine realisierbare Lösung für das jeweilige Land ermöglichen, ohne dessen Wachstum zu gefährden. Dieser Konflikt kommt vor allem bei der Nutzung von fossilen Brennstoffen durch Entwicklungsländer zum Vorschein. Der Grundsatz der Anwendbarkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, ein Nachhaltigkeitsziel zu definieren und auch tatsächlich durchzusetzen. So bleiben sämtliche Projekte im Sinne der Nachhaltigkeit vergebens, wenn die Ressourcen fehlen oder der politische Wille für die Verabschiedung eines strengeren Gesetzes nicht ausreicht. Die Konsistenz verlangt, dass die Werte, auf denen die Nachhaltigkeitsvorschriften beruhen, in sich schlüssig sind und keine Widersprüche aufweisen. Die Nachhaltigkeit wird hauptsächlich mit globalen Phänomenen wie dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Die unterschiedliche Vorgehensweise der Staaten verhindert jedoch, dass die Klimaziele der Vereinten Nationen wirklich umgesetzt werden können. Zudem haben mehrere Firmen wie H&M, Volkswagen und Nestlé in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, dass einerseits eine vermeintlich nachhaltige Vorgehensweise Profilierungsmöglichkeiten bietet und anderseits die Umgehung von Nachhaltigkeitsvorschriften nicht allzu schwierig scheint.
Zum Autor: Fabian Teichmann ist Rechtsanwalt sowie Notar in St. Gallen. Des Weiteren ist er als Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland tätig.
Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. & Wittmann, C (2022). How can sustainibility be effectively regulated?. https://doi.org/10.1108/JFC-07-2022-0174.