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Geldwäscherei via Untergrund-Währungstauschnetzwerke

(Originalbeitrag: Money laundering via underground currency exchange networks)

Die Geldwäscherei ist ein Nebenprodukt der organisierten Kriminalität und existiert bereits seit langer Zeit. Im Rahmen der Geldwäscherei werden illegal erworbene Mittel mit einer glaubwürdigen Legende ausgestattet, sodass deren Ursprung nicht mehr identifiziert werden kann und sie in das legitime Bankensystem integriert werden können. Der Prozess besteht generell aus drei Schritten – Platzierung, Layering oder Schichtung und Integration. Wie genau Kriminelle jedoch beim Waschen ihrer illegalen Mittel vorgehen, bleibt nach wie vor weitgehend unerforscht. Darüber hinaus konzentriert der Grossteil der Präventionsmassnahmen sich auf den Finanzsektor, sodass intelligente GeldwäscherInnen vermehrt auf andere, weniger regulierte Sektoren ausweichen.

Um weniger bekannte Methoden der Geldwäscherei zu identifizieren wurde eine qualitative Studie mit vermeintlichen GeldwäscherInnen sowie Compliance-ExpertInnen durchgeführt, denn nur wenn RechtspflegerInnen und Compliance-ExpertInnen in der Lage sind, die Schritte der TäterInnen nachzuvollziehen, kann die Geldwäscherei effektiv bekämpft werden.

Der Artikel befasst sich mit einer besonderen Methode der Geldwäscherei, der Nutzung von Untergrundnetzwerken zum Tausch von Währungen, welche als Vorstufe zur Platzierung der inkriminierten Gelder genutzt werden kann. Sie ermöglicht keine Integration der Gelder in den legalen Wirtschaftskreislauf. Die Methode ist äusserst schwierig nachzuweisen, da sie innerhalb krimineller Netzwerke genutzt wird und somit für die Beteiligten kein Anreiz besteht, eine Meldung der Vorgänge vorzunehmen und sich selbst zu inkriminieren. Die Methode kann im Grunde genommen nur nachgewiesen werden, wenn eine der Parteien eine Aussage macht oder die TäterInnnen auf frischer Tat ertappt werden.

Wie konkret im Rahmen der Methode vorgegangen wird, hängt hauptsächlich von der Höhe der zu waschenden Geldbeträge ab. Sind diese Beträge eher gering, könnten beispielsweise gefälschte Rechnungen genutzt werden, um Währungen unter den einzelnen Beteiligten zu tauschen. Grössere Beträge können in mehrere Transaktionen aufgeteilt werden. Wichtige Ressourcen sind hierbei der Zugang zu anderen GeldwäscherInnen sowie korrupten Finanzintermediären. Problematisch könnte der Transport der Gelder werden, denn eine physische Überführung hoher Geldbeträge wird aufgrund von Kontrollen meist vermieden.

Die Methode funktioniert am besten für GeldwäscherInnen, welche ihre Gelder in weit verteilten Destinationen aufbewahren. Möchte beispielsweise ein lettischer Drogendealer in London Euros in seine Heimat senden, wohingegen eine zweite Person in Lettland Pfund nach Grossbritannien überweisen möchte, stimmen sich die beiden Personen ab und übergeben die Gelder vor Ort. Somit findet kein physischer Wechsel statt. Die Differenz zwischen den Beträgen wird sodann anhand gefälschter Rechnungen ausgeglichen.

Die grössten Risiken der Methode sind allfällig gefälschte Banknoten sowie verdeckte Ermittler. Die Methode wird zumeist von Kriminellen verwendet, welche Teil eines grösseren, internationalen Netzwerkes sind. Um die Effektivität von Präventionsmechanismen zu erhöhen, sollten sich regulatorische Bemühungen dementsprechend nicht nur auf den Finanzsektor beziehen.

Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. & Falker, M.C. (2020). Money laundering via underground currency exchange networks. Journal of Financial Regulation and Compliance, 29(1), 1–14. https://doi.org/10.1108/JFRC-01-2020-0003.