Geldwäsche-Verdachtsmeldungen helfen dabei Geldwäsche zu bekämpfen und Verbrechen aufzuklären. Im Kontext generativer künstlicher Intelligenz bieten sie jedoch auch erhebliches Missbrauchspotential. Der Beitrag von Dr. iur. Dr. rer. pol. LLM. Fabian Teichmann zeigt auf, wie nahezu jede Person mithilfe generativer künstlicher Intelligenz die Vermögenswerte potenzieller Zielpersonen sperren lassen kann. Zudem diskutiert der Autor die Implikationen der experimentellen Untersuchung für Finanzdienstleister und den Gesetzgeber.
Bei Verdacht auf Geldwäsche haben die Finanzdienstleister die zuständige Financial Intelligence Unit zu informieren. In ihrer Analyse, ob Geldwäscherei vorliegt, stützen sich die Finanzdienstleister auch auf Internetquellen, welche zwar von entscheidender Bedeutung, jedoch auch manipulationsfähig sind. Die Fake-News Problematik ist nicht neu, im Kontext generativer künstlicher Intelligenz nimmt sie jedoch neue Dimensionen an. Täter können mit KI eine Vielzahl an Artikeln über falsche Tatsachen erstellen und verbreiten. Möchte nun jemand das Konto einer Zielperson, z.B. eines geschäftlichen Konkurrenten sperren lassen, so kann er gezielt «Fake-News» im Internet verbreiten. Finden Finanzdienstleister eine dreistellige Anzahl an Artikeln, in denen ihrem Kunden Verbrechen vorgeworfen werden, sind sie gezwungen, eine Geldwäscheverdachtsmeldung zu machen. Sobald ermittelt wird, bleiben die Konten gesperrt, was für zu Unrecht beschuldigte Personen zu erheblichen Konsequenzen führt.
Mithilfe von KI kann fast jede Person herausfinden, wie ein Konto einer Zielperson gesperrt werden kann. Der Autor untersucht in diesem Beitrag experimentell, wie ein hypothetischer Täter vorgehen könnte. Als erstes erkundigt er sich bei der KI, ob sich Finanzdienstleister auch auf Informationen aus dem Internet stützen. Zudem wird die KI nach Beispielen für negative Schlagzeilen und Adverse Media Screening befragt. Danach bittet der Autor die KI über Herrn X aus der Stadt Z, des Landes Y einen Blogbeitrag zu erstellen, in welchem ihm vorgeworfen wird, in Korruptionsskandale des Landes Y verstrickt zu sein. Danach erstellt die KI einen Blogbeitrag mit frei erfundenem Sachverhalt. Als nächstes gibt er der KI den Auftrag, einen Blogbeitrag über Herrn X und den Vorwurf von Unterschlagung zu formulieren. Ausserdem bittet er die KI, einen Blogbeitrag zu erstellen, wo Herrn X Verbindungen zu kriminellen Organisationen vorgeworfen werden. Dabei sagt er der KI, sie solle den Stil und den Aufbau ändern und keinen Bezug zu den vorherigen Artikeln nehmen. Es soll der Eindruck entstehen, dass die Artikel von unterschiedlichen Autoren stammen. Als nächstes verlangt der Autor einen Blogbeitrag, der dem Herrn X Verbindungen zu sanktionierten Personen vorwirft und diesmal soll der Beitrag auf Englisch formuliert sein.
Abschliessend hält der Artikel fest, dass das Experiment zeigt, dass es Personen auch ohne Vorkenntnisse im Geldwäschereibereich möglich ist, die Vermögenswerte ihrer Zielperson zu scannen. Auch früher war es möglich durch Internetrecherchen an Informationen zu gelangen und eigene solche Beiträge zu verfassen. Neu ist nun, wie leicht und schnell sich solche qualitativ hochwertigen Artikel generieren lassen. Innerhalb eines Tages kann eine dreistellige Anzahl verfasst werden. Zudem können Täter mittels KI auch Bildmaterial erstellen, auf dem beispielsweise Herr X mit einem Koffer voll Geld zu erkennen ist. Ein solcher Verdachtsmoment könnte bereits zu Zwangsmassnahmen führen. Daher sollten Finanzdienstleister und Financial Intelligence Units prüfen, ob die entsprechenden Quellen mittels künstlicher Intelligenz erstellt wurden.