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Finanzierung des Terrorismus über Parallelbankensysteme

Parallelbankensysteme scheinen eine gewisse Rolle für die Terrorismusfinanzierungen zu spielen. Im vorliegenden Beitrag untersucht der Autor, Dr. iur. Dr. rer. pol. LLM. Fabian Teichmann, wie Täter konkret vorgehen müssten, um Parallelbankensysteme für die Finanzierung des Terrorismus zu nutzen. Dazu wurden 30 Experteninterviews geführt.

Parallelbankensysteme sind für Terrorismusfinanzierer besonders attraktiv, da diese meist nicht über ausgereifte Compliance-Massnahmen verfügen. Somit müssen sie sich keine Gedanken über die Verschleierung ihrer Transaktionen machen. Ein weiterer Vorteil ist, dass solche Systeme verdächte Vorgänge in der Regel nicht an die zuständigen Behörden melden. Kombinieren die Täter ein Parallelbankensystem mit einem regulierten System, kann das zu einem Unterbruch der Nachvollziehbarkeit führen. Jedoch kann nicht jeder auf ein Parallelbankensystem zugreifen da es sich um ein geschlossenes System handelt, dass nur einem bestimmten Personenkreis zur Verfügung steht. Die Anbieter solcher Systeme sind zudem überwiegend seriös und bieten kostengünstige Dienstleistungen an. Parallelbankensysteme eignen sich besonders für Lösegeldzahlungen, da sich das Lösegeld innert kürzester Zeit über mehrere Länder transferieren lässt und die Nachvollziehbarkeit erschwert. Aufgrund der mangelnden Regulierung und der daraus resultierende Anonymität bieten Parallelbankensysteme grosse Vorteile für die Terrorismusfinanzierung.

Sodann zeigt der Beitrag die konkreten Vorgehensweisen intelligenter Täter auf. Einerseits eignen sich Bargeldgeschäfte basierend auf Vertrauen und Mittelsmännern dafür. Meist werden auch Länder ohne fortschrittliches Bankensystem involviert, um den Rückgriff auf Parallelbankensysteme zu rechtfertigen. Um an einen geeigneten Parallelbanker zu gelangen, suchen die Täter meist über Mittelsmänner oder Vertrauenspersonen nach den entsprechenden Kontakten. Auch Parallelbanker haben jedoch auch kein Interesse daran, Geschäfte mit Terrorismusfinanzierern zu machen. Deshalb berufen sich die Täter oft darauf, dass sie Geld an Familienangehörige in bestimmten Ländern überweisen wollen. Die Tarnung als Hilfsorganisation bietet sich an, sobald man mit der Erklärung der bedürftigen Familienmitglieder an die Grenzen stösst. Fiktive Rechnungen für Dienstleistungen oder Maschinen können beim Ausgleich von Spitzen zum Einsatz kommen.

Das grösste Entdeckungsrisiko stellt das Clearing dar. Beim Clearing werden oftmals regulierte Banken involviert, die im Gegensatz zu Parallelbankensystemen über Compliance Abteilungen verfügen und deshalb die wirtschaftlichen Hintergründe von Zahlungen hinterfragen können. Aufgrund der fehlenden Regulierung gibt es praktisch keine weiteren Risiken bei dieser Methode. Da die Transaktionen primär auf Vertrauen basieren, besteht jedoch ein gewisses Verlustrisiko. Zudem stehen solche Systeme im Fokus der Behörden, die mittels verdeckter Ermittler und technischer Überwachung versuchen, Einblicke in den Kundenkreis solcher Parallelbankensysteme zu erhalten. Abschliessend wird festgehalten, dass Parallelbankensysteme für den Transfer von Vermögenswerten, die für die Terrorismusfinanzierung bestimmt sind, sehr gut geeignet sind.