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Financing terrorism through hawala banking in Switzerland

Der Artikel befasst sich mit dem Hawala-Bankensystem (Hawala aus dem Arabischen für «überweisen»), welches unter anderem für die Finanzierung von Terrorismus benutzt wird. Der Artikel wurde von Fabian Teichmann verfasst und 2018 im Journal of Financial Crime veröffentlicht. Im Kampf gegen Terrorismusfinanzierung gerät häufig der Finanzsektor in den Fokus der Aufmerksamkeit. Banken und andere Finanzintermediäre unternehmen im Rahmen der Einhaltung von Sorgfaltspflichten einen kostspieligen Aufwand, um den Compliance-Vorschriften des Geldwäschereigesetzes gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang bleibt jedoch das Hawala-Bankensystem völlig unbeachtet. Das Hawala-Bankensystem findet seine Grundlage in persönlichen Beziehungen sowie im Vertrauen, welche die Beteiligten einander entgegenbringen. Der häufigste Grund, warum sich Menschen für einen Geldtransfer über Hawala entscheiden, sind die vergleichsweise niedrigen Umtauschgebühren, die dieses System im Vergleich zu denen traditioneller Finanzinstitute erhebt. Menschen, die Geld an Verwandte oder Bekannte im Ausland überweisen wollen, erhalten von Hawaladars in der Regel bessere Wechselkurse und Konditionen, da sie weder an hohen Gewinnen interessiert sind noch die hohen Gemeinkosten einer Bank tragen müssen. Ausserdem dauert der Umtausch wesentlich kürzer als eine offizielle Banküberweisung. Die Tatsache, dass man sich nicht ausweisen muss, ist auch für Personen von Vorteil, die sich illegal in einem Land aufhalten. Der entscheidende Vorteil für Terrorismusfinanzierer besteht darin, dass das Hawala-Bankensystem keinen Sorgfaltspflichten untersteht, niemandem Rechenschaft ablegen muss und sich gänzlich der staatlichen Kontrolle entzieht. Somit können Terrorismusfinanzierer anonym und risikofrei agieren. Zudem ist es auch ein Leichtes, plausible Geschichten als Deckung zu benutzen. So können Terrorismusfinanzierer stets behaupten, dass sie in ihrer Heimat Familienangehörige finanziell unterstützen möchten. Ausserdem können Terrorismusfinanzierer Nichtregierungsorganisationen gründen und behaupten, deren Ziel sei es, den Lebensbedarf von Kindern und schutzbedürftigen Personen zu finanzieren. Folglich würden Gelder von Europa unter dem Deckmantel gemeinnütziger Werte in die Krisenregionen fliessen.

Zum Autor: Fabian Teichmann ist Rechtsanwalt und öffentlicher Notar im Kanton St. Gallen. Zudem leitet er ein Beratungsunternehmen und ist Mitglied in zahlreichen Verwaltungsräten.

Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. (2019). Financing terrorism through hawala banking in Switzerland. Journal of Financial Crime. https://doi.org/10.1108/JFC-06-2017-0056.