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Europäischer Antiquitätenhandel: Ein Zufluchtsort für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung?

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema des europäischen Antiquitätenhandels, welcher einen potentiellen Zufluchtsort für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung darstellt. Veröffentlicht wurde der Artikel in der Zeitschrift Journal of Money Laundering Control und geschrieben wurde er von Dr. Dr. Fabian Teichmann, LL.M., Rechtsanwalt in St. Gallen.

Im Folgenden wird aufgezeigt, wie Kriminelle anhand des Antiquitätenhandels in Österreich, Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz ihre Gelder waschen. Es wurden dafür 58 semi-strukturierte Experteninterviews mit Straftätern und Präventionsexperten sowie eine quantitative Umfrage unter 184 Compliance-Beauftragten durchgeführt. Festgestellt werden konnte, dass der Antiquitätenmarkt die Vermittlung, Schichtung und Integration der Übertragung von Vermögenswerten an terroristische Organisationen vereinfacht.

Obwohl internationale Bemühungen zur Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung vorhanden sind, existieren beide Phänomene weiterhin. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass diese Bemühungen in erster Linie in Finanzdienstleistungsbranchen stattgefunden haben und sich die Geldwäscher sich in der Folge anderen Sektoren zugewandt haben. Damit ist es offensichtlich, dass die bisherigen Bemühungen unzureichend waren.

Der Antiquitätenmarkt eignet sich ausserordentlich gut für Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung. Dieser Markt ist ausgezeichnet durch mangelnde Transparenz, enorme Transaktionsvolumina und das Fehlen von regulatorischen Beschränkungen. Im Gegensatz zu Finanzdienstleistern sind Antiquitätenhändler oft nicht verpflichtet, ihre Gegenpartei zu identifizieren. Dies ist insbesondere für Kriminelle, die ihre Identität verbergen wollen, sehr hilfreich. Ausserdem zeichnet sich der Antiquitätenmarkt durch hohe Einnahmen aus. Antike Objekte können für grosse Geldbeträge verkauft werden, ohne Verdacht zu erregen. Weiter kommt hinzu, dass der Wert eines bestimmten Objekts kaum zu bestimmen ist. Der Preis der Bezahlung ist oft ein Spiegelbild subjektiver Kriterien und persönlicher Vorlieben.

Für terroristische Organisationen sind Antiquitäten eine willkommene Einnahmequelle. Der Islamische Staat und ähnliche Organisationen profitieren finanziell von der Besetzung verschiedener Gebiete und der Beschlagnahme solcher physischen Vermögenswerte von ihren rechtmässigen Eigentümern. Da Antiquitäten kaum einen Nutzen für Terroristen haben, müssen diese die Antiquitäten verkaufen, um an Geld zu kommen, damit sie sich Waffen finanzieren können und um ihre Kämpfer ausbilden zu können. Bei Fragen oder Anliegen zu Themen wie diesem können Sie gerne von unseren Anwältinnen und Anwälten in Frauenfeld, St. Gallen und Frauenfeld weiter informiert oder beraten werden.

Zum Autor: Fabian Teichmann ist Rechtsanwalt und Notar in St. Gallen. Er ist zudem niedergelassener Europäischer Rechtsanwalt in Liechtenstein und Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten im In- und Ausland.

Mehr zu diesem Thema finden Sie in Teichmann, F. (2019). European antiquities trade: a refuge for money laundering and terrorism financing. Journal of Money Laundering Control, 22(3), 410–416.

Der vorliegende Beitrag dient ausschliesslich Aufklärungs- und Präventionszwecken. Die Ausführungen basieren auf empirischen Untersuchungen, welche im Buch „Methoden der Geldwäscherei“ zusammengefasst wurden. Wir weisen darauf hin, dass Geldwäscherei strafbar ist.