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Anti-Bribery Compliance Incentives: Scope of Applicability

Dr. iur. Dr. rer. pol. Fabian Teichmann, LL.M. hat im Jahr 2018 für die internationale Zeitschrift «European Journal of Economics, Law and Social Sciences» einen Artikel verfasst. Der Autor beschäftigt sich in diesem Artikel mit dem Einsatz von Anreizsystemen zur Verhinderung von Bestechung und Korruption in multinationalen Unternehmen. Um herauszufinden, in welchen Situationen Anreize besonders zu empfehlen sind, wurden zehn halbstrukturierte Experteninterviews geführt, mittels Inhaltsanalyse ausgewertet und mit der vorhandenen Literatur verglichen.

Die befragten Experten beschrieben fünf Hauptsituationen, in denen Anti-Korruptionsanreize hilfreich wären. Anreize sind bei einem korrupten Umfeld, einer schwachen Umsetzung von formalen Regeln, mangelnder Kontrolle, schlechter Unternehmenskultur und fehlenden Sanktionen sinnvoll.

Zudem wurde argumentiert, dass Anti-Bestechungsanreize vor allem in Ländern mit einem historisch gewachsenen grossen Bestechungsproblem sinnvoll sind. In solchen Ländern könnten Anreize dazu beitragen, dass es wahrscheinlicher wird, dass Mitarbeitende die Regeln befolgen, um belohnt zu werden, anstatt Bestechungsgelder zu bezahlen.

Des Weiteren wurde betont, dass kulturelle Unterschiede eine Rolle spielen können und Bestechung in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich definiert wird. In multinationalen Unternehmen sollen Regeln und ein klarer Verhaltenskodex bei der Verwendung von Anti-Bestechungsanreizen helfen, um Mitarbeitenden aus verschiedenen kulturellen Hintergründen zu verdeutlichen, dass Korruption nicht toleriert wird. Nicht nur niedrige Gehälter und Armut können Faktoren sein, die verstärkte Anreize zur Bekämpfung von Bestechung erfordern, solche Anreize können auch unter anderen Umständen erforderlich sein. Eine unzureichende Umsetzung von Vorschriften kann zu Situationen führen, in denen Anreize von Vorteil wären, da es auch Mitarbeitende gibt, die glauben, sie würden ihrem Unternehmen einen Gefallen tun, wenn sie ein Geschäft durch Bestechung gewinnen. Bestechungsanreize helfen dabei, den Mitarbeitenden zu vermitteln, dass das Ziel die Beseitigung von Bestechung ist und unter keinen Umständen entgegen diesem Ziel zu handeln ist.

Ein weiteres Problem, dass sich gemäss den Experteninterviews zeigt, ist, dass Bestechung oft als «opferloses Verbrechen» angesehen wird. Die Literatur bestreitet dies und stellt klar, dass Korruption unter anderem die Effizienz und die Justiz eines Landes beeinflusst, öffentliche Ressourcen beansprucht und zu einer ungerechten Umverteilung von Einkommen und Vermögen führt.

Anti-Bestechungsanreize können einen Mangel an Kontrolle teilweise ausgleichen. Die Agency-Theorie besagt, dass eine beauftragte Person eher im Interesse des Prinzipals handelt, wenn der Prinzipal das Verhalten der beauftragten Person überprüfen kann. Anreize sind somit ein nützliches Instrument, um ein konformes Verhalten unter den Mitarbeitenden zu fördern. Die Anreize helfen dabei, die Mitarbeitenden, die sich nicht konform verhalten, zu identifizieren und könnten gleichzeitig den Verhaltensstandard der Mitarbeitenden erhöhen.

In einem Unternehmen, dass kein Sanktionssystem implementiert hat, kann Korruption gedeihen. Die Experten schlagen deshalb vor, Anti-Bestechungsanreize einzusetzen. In diesem Fall könnt ein Anti-Bestechungs-Malus nützlich sein, wie zum Beispiel, das Reduzieren oder Streichen einer Prämie. Jedoch können andere Sanktionen, wie die Beendigung des Arbeitsverhältnisses oder die Einleitung von zivil-oder strafrechtlicher Verfahren gegen Mitarbeitende, die Bestechungsgelder bezahlt haben, durch einen solchen Malus nicht ersetzt werden.

Aus den Experteninterviews ergab sich zudem die Ansicht, dass auch Anreize zweiten Grades für beispielsweise Whistleblowing wertvoll sein können. Aufgrund der Angst vor Vergeltungsmassnahmen melden viele Mitarbeitende in multinationalen Unternehmen Missstände nicht. Es besteht die Sorge, dass das Unternehmen lieber hochrangige Manager schützt als die Whistleblower. Zudem gehört In einigen Ländern wie zum Beispiel China das Melden von Missständen nicht zur Kultur, da es wichtig ist, Vorgesetzte auf einer höheren Ebene zu respektieren. Anreize führen deshalb zu mehr vertrauen und können dazu beitragen, dass Mitarbeitende das Risiko eingehen und als Whistleblower agieren. Anreize können dazu beitragen, zu kommunizieren, dass ein Unternehmen Bestechungshandlungen unter keinen Umständen toleriert. Damit ermutigt es zudem seine Mitarbeitenden, illegales Verhalten zu melden. Zu beachten ist, dass eine Prämie für Whistleblower nicht alle beschriebenen Barrieren für das Melden von Missständen aufhebt, jedoch dazu beitragen kann, die Probleme auf eine Weise zu lösen, die allen Parteien zugute kommt.