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Was macht einige Nationen korrupter als andere?

Jedes Land auf der Welt ist auf die eine oder andere Weise in korrupte Aktivitäten verwickelt — Auch wenn die Intensität von Korruption variiert, bleibt das Phänomen doch ein globales Problem. Die Organisation Transparency International veröffentlicht jährlich einen Korruptionsindex, welcher 180 Länder anhand des Corruption Perceptions Index (CPI) basierend auf der gemessenen Korruption im öffentlichen Sektor bewertet. Maximal kann ein Land 100 Punkte erreichen. Gemessen wird die wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor, so wie sie durch Fachpersonen aus Wirtschaft und Wissenschaft bewertet wird. Somit wird die Wahrnehmung der Bevölkerung nicht erfasst. Auch Korruption im privaten Sektor und anderen Bereichen wird vernachlässigt. Es muss angemerkt werden, dass der CPI wichtige korruptionsrelevante Bereiche wie Geldwäscherei, Schutz von Whistleblowern und Korruption in der Privatwirtschaft und im Sport nicht berücksichtigt, was eine erhebliche Limitation darstellt.

Dem CPI von 2018 zufolge ist Dänemark das am wenigsten korrupte Land, dicht gefolgt von Neuseeland. Die Schweiz befindet sich gemeinsam mit Finnland, Schweden und Singapur auf Platz 3. Es ist ein klarerer Trend erkennbar: Die vorderen Plätze werden mit Ausnahme von Kanada (Platz 9) ausschliesslich von Ländern aus Westeuropa und der Europäischen Union, sowie der Asia Pacific Region besetzt. Hundert Punkte erreicht jedoch kein einziges Land. Auf dem letzten Platz befindet sich hinter Süd Sudan und Syrien Somalia. Insgesamt ist laut Transparency International «Westeuropa und Europäische Union» mit einem durchschnittlichen CPI-Wert von 66 die am höchsten abschneidende Region, während «Subsahara-Afrika» mit durchschnittlich 32 Punkten die am schlechtesten bewertete Region darstellt. Doch wieso sind einige Nationen korrupter als andere und ist Korruption auf die Region, in welcher ein Land liegt, zurückzuführen?

Die Vorsitzende von Transparency International, Delia Ferreira Rubio, erörtert: «Korruption blüht eher dort auf, wo demokratische Grundlagen geschwächt sind und, wie wir in vielen Ländern beobachtet haben, wo undemokratische und populistische Politiker sie zu ihrem Vorteil nutzen». Auch die Managing Direktorin, Patricia Moreira, argumentiert, dass Korruption einen Teufelskreis schafft, welcher demokratische Institutionen unterwandert. Transparency International definiert Demokratie als freie und faire Wahlen, starke und unabhängige Institutionen, politische Rechte wie das Recht zu demonstrieren und Bürgerechte wie das Anrecht auf faire Gerichtsprozesse. Es ist besorgniserregend, dass im aktuellen Report mehr als zwei Drittel der untersuchten Länder einen Wert von unter 50 erreichen. Der Durchschnitt liegt bei gerade einmal 43. Auch besorgniserregend ist, dass innerhalb der letzten sieben Jahre nur zwanzig Länder ihren Wert signifikant verbessert haben. Gleichzeitig haben sich die Werte von sechzehn Nationen drastisch verringert. Insbesondere die Bewertungen der USA und Brasilien haben sich im Vergleich zum Vorjahr erheblich verschlechtert.

Es ist zu beobachten, dass keine vollständige Demokratie einen niedrigeren Wert als 50 auf dem Index erreicht und kein Land mit autokratischen Merkmalen höher als 50 abschneidet. Genauer gesagt liegt der Durchschnittswert autokratischer Regime bei 30. Ferreira Rubio zufolge lässt sich eine klare Verbindung zwischen einer gesunden Demokratie und einer erfolgreichen Bekämpfung von Korruption im öffentlichen Sektor erkennen. Transparency International beobachtet mit Besorgnis, dass rund um die Welt populistische politische Anführer zunehmend an Macht gewinnen und Demokratie schwächen. Dem Tony Blair Institute for Global Change zufolge sind 40 Prozent aller populistischen Führer gleichzeitig auch wegen Korruptionsvorwürfen angeklagt.

Aus den Ergebnissen des CPI geht hervor, dass Korruption in einigen Regionen häufiger vorkommt, als in anderen. Transparency International zufolge ist Subsahara-Afrika, eine Region welche in der Bewertung vergleichsweise schlecht abschneidet, geprägt von starken politischen und sozio-ökonomischen Kontrasten und langjähriger Herausforderungen. Dies liegt zum Teil daran, dass während einige Nationen in der Region demokratische Prinzipien durchaus angenommen haben, andere Länder autoritäre oder semi-autoritäre Anführer haben. Autokratische Regime, innere Unruhen, schwache Institutionen und politische Systeme hindern die effektive Umsetzung von Antikorruptionsmassnahmen. Ausserdem hängt Korruption oftmals mit Armut zusammen. In Westafrika, genauer gesagt in Ghana, wurde das Experiment durchgeführt, ob höhere Löhne für Polizisten Korruption verringern. Die Erwartung war, dass höhere Löhne zu geringerer Korruption führen, jedoch war das exakte Gegenteil der Fall: Polizeibestechung stieg um 25 Prozent. Ein Grund für das Ergebnis war, dass besser bezahlte Polizisten ihre Wichtigkeit überschätzten.

Um eine Änderung herbeizuführen, ist es wichtig, dass politische Anführer Antikorruptionsmassnahmen sichtbar ernst nehmen und die Verteidiger von Menschenrechten, sowie Aktivisten und Journalisten, welche sich gegen Korruption aussprechen, beschützen. Ausserdem muss das Funktionieren demokratischer Institutionen sichergestellt werden.